Sommer-Rundbrief 2023

Liebe Freundinnen und Freunde von Bildungspatenschaften e.V.,

Mit der diesjährigen Sommerausgabe unseres Rundbriefes freuen wir uns, euch über die neusten Entwicklungen und Errungenschaften des letzten Halbjahres zu informieren. Für uns war es eine intensive und aufregende Zeit, die vor allem von vielen neuen Erfahrungen und Eindrücken, aber auch Enttäuschungen und Rückschlägen geprägt war.
 

Reisen bedeutet herauszufinden, dass alle Unrecht haben mit dem, was sie über andere Länder denken.
– Aldous Huxley

Besuch bei der CFC Public School

Die Vorbereitungen für mögliche Kooperationen mit Bildungseinrichtungen und Organisationen in Indien laufen mit Hochdruck. Besonders wichtig ist uns dabei die Kontrolle von Daseinsberechtigung und Kredibilität. Im Februar diesen Jahres machten sich daher Leonard und Aaron auf den Weg nach Ludhiana, Punjab, um sich die Bildungseinrichtungen vor Ort in Persona anzuschauen. Nach dem Verarbeiten der ersten Eindrücke wurden wir schnell Zeuge der indischen Gastfreundschaft und bei der Verwandtschaft von Leonard herzlich aufgenommen.

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Das Essen, die Kleidung, Musik, Philosophie und vor allem der Umgang mit anderen Menschen sind in dem einwohnerstärksten Land weltweit  sehr divers und von Region zu Region unterschiedlich. Die Provinz Punjab im Norden Indiens ist als Heimat der Sikh-Community sehr religiös geprägt. Christen, Muslime, Buddhisten, Jains und Hindus leben ihren Glauben frei als religiöse Minderheiten. Besonders bekannt ist die Region allerdings für den goldenen Tempel in Amritsar, der Stadt in der Grenzregion zu Pakistan, die als Hauptstadt der Sikhs geläufig ist – die Millionenmetropole Ludhiana daneben eher für seine Stahl- und Textilindustrie. Diese ist bedauerlicherweise, aufgrund der nicht eingehaltenen Umweltauflagen für den Smog der Stadt verantwortlich aber mit seiner geografischen Lage kultureller Mittelpunkt und Verkehrsknotenpunkt zwischen Neu Delhi und Amritsar.

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Die Bildungseinrichtung der CFC Public School im Süd-Westen der Stadt beherbergt mit 34 Lehrern bis zu 4000 Schülerinnen und Schüler und ist aufgrund erfüllter und staatlich anerkannter Bildungsstandards ein potenzieller Kooperationspartner für BIPA.

Die Schule ist mit vielen fortschrittlichen Einrichtungen, wie Laboren, Sanitäts- und Versorgungshäusern, einer Bibliothek, Cafeteria und Turnhalle, Musikzimmern und Schutzräumen ausgestattet und bietet diverse Angebote von Sport und Fitnessprogrammen. Darunter Volleyball, Badminton, Cricket und Yogakurse.

Bei der Besichtigung am 1. März 2023 der Schule wurden Leonard und Aaron von Amit Singh (Physiklehrer der Mittel- und Oberstufe) durch die Räumlichkeiten geführt und über die Ausrüstung aufgeklärt.

Trotz der vielversprechenden Situation kam es bedauerlicherweise bei den Kooperationsgesprächen zu Unstimmigkeiten. Denn die indische Regierung (Ministry of Home Affairs India) schreibt vor, Spendengelder aus dem Ausland ausschließlich an zertifizierte Organisationen, die in der Datenbank der “Foreign Contribution Regulation Act (FCRA)“ gelistet sind, transferieren zu lassen.

Die CFC Public School verfügt nicht über eine solche Zertifizierung und ist somit nicht in der Lage Zuwendungen von ausländischen Organisation anzunehmen. Dennoch haben wir uns über die Gastfreundschaft und netten persönlichen Austausch sehr gefreut und konnten bereits weitere Einblicke in schulische Organisationsstrukturen sammeln.

Besuch bei TARA

Mit einem positivem Mindset und ersten wertvollen Erkenntnissen bzgl. der Herausforderungen und Möglichkeiten von Bildungskooperationen in Indien, ging die Suche weiter. Schließlich fokussierten wir uns auf die gemeinnützige Organisation TARA. Während die ersten Gespräche und Besichtigungen in Ludhiana zwar einige Hindernisse aufzeigten, ergab sich bei unserer Reise nach Neu Delhi eine ermutigende Gelegenheit, die unseren Zielen und Überzeugungen näher kommt. Lasst uns nun einen genaueren Blick auf unsere Beziehung zu TARA werfen und wie wir unsere Vision von Bildung und Unterstützung in die Tat umsetzen werden.

Im Süden Delhis zeigte uns Ansprechpartner Jahangir Alam die Einrichtungen der Heime TARA Tods und TARA Boys. Neben diesen Waisenheimen betreibt die indo-französische Organisation außerdem ein Heim für Mädchen (TARA Girls) und weitere vielversprechende Projekte wie z.B. das TARA Outreach-Centre und TARA Birds. Zunächst aber ein paar Eckpunkte zu Tara.

TARA ist eine dreiteilige Organisation, die im Jahr 2009 gegründet wurde. Die Kinderheime in Süd-Delhi fallen unter die Schirmherrschaft von TARA Homes.  In Indien untersteht TARA Homes der übergeordneten NGO ONYVA, die für die Überwachung der Verwaltung des Betriebs zuständig ist.

In Frankreich untersteht TARA Homes der CHAYA France, einer Vereinigung, die dem französischen Gesetz von 1901 über gemeinnützige Organisationen unterliegt und die strategische Ausrichtung von TARA überwacht. CHAYA France und ONYVA sind durch eine Partnerschaftsvereinbarung gebunden.

Aufgrund der bereits vorherrschenden Zusammenarbeit mit der europäischen Organisation CHAYA France sowie den vorliegenden Kontrollmechanismen stuft der Vorstand eine Kooperation mit TARA als äußerst zuverlässig und satzungskonform ein.

Seit Anfang 2023 steht Rebecca in engem Kontakt mit Jahangir von TARA. Sie übernimmt stellvertretend die Kommunikation und Leitung der Kooperation mit TARA.

Seit dem alle offenen Fragen geklärt sind, fokussiert sich Rebecca darauf, gemeinsam mit TARA alle restlichen und notwendigen Dokumentationen zusammenzutragen.

In der Vorstandssitzung vom 14.05.2023 wurde schließlich der Beschluss gefasst, eine Partnerschaft mit TARA für das Finanzjahr 23/24 einzugehen. Die Partnerschaft beinhaltet die finanzielle Unterstützung der Bildungskosten von vier Mädchen aus TARA Girls.

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TARA Girls ist ein vom Dept. of Women and Child Development anerkanntes Kinderheim für 20 Mädchen im Alter von 6 bis 18 Jahren. TARA wird mit der Betreuung der Kinder betraut, weil diese in ihrer natürlichen Umgebung in Gefahr sind: Sie wurden angegriffen, verstümmelt, ausgesetzt, Opfer von Menschenhandel oder leben unter Bedingungen, die ihr Leben bedrohen.

TARA bietet den Kindern ein familienähnliches Umfeld mit einer begrenzten Anzahl von Betreuten unter einem Dach, da sie der festen Überzeugung sind, dass die besten Ergebnisse für die Kinder erzielt werden können, wenn die Betreuung und Unterstützung in einem kleinen, persönlichen und familienähnlichen Rahmen erfolgt.

Die familienähnliche Umgebung von TARA ermöglicht es ihnen, jedem Kind individuelle Aufmerksamkeit zu schenken und das Wohlergehen aller zu gewährleisten. Dabei legt TARA besonders wert auf Schutz und Befähigung, gute Gesundheit, Bildung, Familienzusammenführung sowie Transparenz und Rechenschaftspflicht.

Bei TARA wird inbesondere der Bildung große Bedeutung beigemessen und jedes Kind wird je nach seinen spezifischen Lernbedürfnissen in den besten privaten Schulen mit englischer Mittelstufe in Delhi eingeschrieben. Außerdem werden sie von ihren Hauslehrern und Kindermädchen in ihren akademischen Fähigkeiten unterstützt. 

Akademische Spitzenleistungen sind ein ständiges Bestreben bei TARA. Die ganzheitliche Entwicklung eines Kindes beschränkt sich jedoch nicht nur auf das Lernen. Die Kinder haben bei TARA die Möglichkeit in verschiedene kreative und außerschulische Aktivitäten sowie in den Sport einbezogen zu werden.

 

Seit wenigen Wochen steht nun auch der Partnerschaftsvertrag mit TARA bzw. ONYVA. Für den Zeitraum 04/23-03/24 wird ein Betrag von etwa 2083€ (genau 185.361,00 Rupees) zur Verfügung gestellt werden. Mit dieser finanziellen Unterstützung finanzieren wir die Schulgebühren für ein Mädchen sowie die Ausstattung (Bücher, Uniform, Busfahrt usw.) von drei weiteren Kindern.

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Abschließend möchten wir euch für eure anhaltende Unterstützung und euer Engagement danken, das es uns ermöglicht, die Bildungschancen junger Mädchen zu verbessern und ihnen eine bessere Zukunft zu bieten. Im November planen wir unsere jährliche Mitgliederversammlung, bei der wir euch persönlich willkommen heißen und weitere Einblicke in die Fortschritte und Entwicklungen teilen werden. Dort werdet ihr auch mehr über die individuellen Geschichten der Mädchen erfahren, die durch eure Großzügigkeit unterstützt werden. Gemeinsam können wir einen positiven Wandel bewirken und den Grundstein für eine bessere Zukunft legen.